Arbeiter verlegen Böden und errichten Wände für ein Haus auf einer Baustelle.

So schätzen Holzhandel und Bauindustrie die Konjunkturlage 2023 ein

Die Geschäftslage der Unternehmen war branchenweit im letzten Jahr besonders von der Rekordinflation und hohen Energie- und Rohstoffpreisen geprägt. Auch Anfang 2023 beherrschten sie noch die allgemeinen wirtschaftlichen Aussichten in vielen Bereichen.

Kategorie: Presales

Ein genauer Blick auf einzelne Branchen und Segmente lässt jedoch Unterschiede erkennen. 

Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V. (GDHolz) bilanzierte beispielsweise für den Holzhandel ein gutes letztes Jahr: mit einem kumulierten Plus von fünf bis sechs Prozent. „Beim Holzeinzelhandel war das Ergebnis jedoch schlechter, da die Kunden nach Corona lieber in den Urlaub geflogen sind, statt zu renovieren oder zu sanieren“, teilt uns Hein Denneboom aus der Abteilung Handel & Betriebswirtschaft beim GDHolz mit. Für ihn liegen die größten Herausforderungen für den Holzfachhandel in diesem Jahr darin, die Umsätze zu stabilisieren und rechtzeitig gute Einkaufsquellen zu finden. Entscheidend für den Holzeinzelhandel sei zudem der Start des Gartenholzsortiments im Frühjahr. Laut Verband sind die Erwartungen für das gesamte Jahr eher verhalten. Denn gestiegene Preise, hohe Inflation und hohe Bauzinsen machen nicht nur dem Holzhandel zu schaffen. Sie wirken sich auch in der Bauwirtschaft aus und werden sie weiter belasten.

Spürbare Nachwirkungen

Für manche Baubetriebe klangen zu Jahresbeginn noch vereinzelte Engpässe bei Energie und Rohstoffen sowie die Lieferkettenproblematik nach. Auch die teilweise gesunkenen Preise bei Baumaterialien machten sich nicht überall sofort bemerkbar. Zwar waren Anfang des Jahres noch viele Auftragsbücher voll. Doch die Genehmigungszahlen im Wohnungsneubau deuteten bereits nach unten. Ebenso wie die Investitionen im Baugewerbe für 2023.

Besondere Nachteile für den Wohnungsbau

Der deutsche Wohnungsbau ist hochwertig, wird aber zunehmend teurer – für alle Beteiligten. Denn Bauunternehmer können unerwartet starke Preissteigerungen bei langlaufenden Projekten nicht oder nur teilweise an die Auftraggeber weitergeben. Abgesichert sind sie nur durch langfristige Lieferverträge, Preisgleitklauseln oder entsprechende Kostenpuffer im Angebot. Letzteres ist jedoch bei stark schwankenden Preisen und steigendem Konkurrenzdruck nicht immer möglich. Inflationsbedingt wird also für das gleiche Geld weniger Bauleistung erbracht. Das trifft wiederum die Auftraggeber– auch im privaten Bereich. Daraus ergeben sich allgemein weniger Neuaufträge, zögerliche Investitionen und zunehmende Stornierungen von Bauprojekten.

Trotz sinkender Nachfrage: Die Bauindustrie bleibt optimistisch

Entsprechend gedämpft zeigten sich auch die ersten Konjunkturprognosen im Baugewerbe für dieses Jahr. Besonders die fehlende Nachfrage ist ein Hauptproblem in der Bauwirtschaft, speziell im Wohnungsbau. Wohnungsbaugesellschaften investieren weniger – bedingt durch die hohen Materialpreise, steigenden Zinsen und fehlende Neubauförderung.
Hinzu kommen die zuletzt geänderten gesetzlichen Vorgaben und die wachsende Normen- und Standardflut im Wohnungsbau. Zum Beispiel in den Bereichen Brandschutz, Schallschutz, Wärmeerzeugung und Energieeinsparung. Als weiterer Baukostentreiber gelten die gestiegenen Baulandpreise.

Trotz verhaltener gesamtwirtschaftlicher Konjunkturprognose sieht jedoch die Bauindustrie ohne Krisenblick auf das erste Halbjahr. „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, bilanziert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Wie er die Konjunkturlage genauer einschätzt, was er von diesem Jahr erwartet und wie die Regierung dabei helfen kann, erfahren Sie hier in unserem Interview.

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